Becklingen Bahnhof - Becklingen - im Norden des Celler Landes

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Becklingen Bahnhof

örtliches
Becklingen-Bahnhof, wie der Dorfteil genannt wird, liegt etwa einen Kilometer östlich des eigentlichen Dorfes. Die Besiedlung des Bahnhofes geht auf den Bau der dortigen Eisenbahnstrecke zurück. Da dieser Ortsteil so jung ist, etwas mehr zu seiner Entstehung:

Ende des 19. Jahrhunderts wurde von Garhsen (Garßen bei Celle) aus eine Kreisbahn über Sülze nach Bergen gebaut. Der Kreis Celle pflegte seit der Eröffnung Unterhandlungen mit den Kreisen Soltau und Fallingbostel zwecks Weiterführung der Bahn über Bleckmar, Wardböhmen und Becklingen und beschloß diese im September 1906. Im Jahre 1908 wurde mit dem Bau in Bergen begonnen. Die Arbeit schritt zügig voran, da etwa 100 ausländische Arbeiter beschäftigt waren. Bereits im selben Sommer wurde deshalb schon in der Becklinger Feldmark begonnen. Einige dieser Arbeiter wohnten "im großen Haufe" in Wardböhmen, ein anderer Teil in einer Baracke am Tannensieksberg (Becklingen). Einige waren aber auch in die Wohnungen der Anwohner aufgenommen worden, obgleich ihnen ein schechter Ruf vorauseilte.

Beim Bau der Bahn mußte man leider den Fehler begehen, daß man den Bahnhof zu weit vom Dorfe entfernt anlegte. Man sagt, die Besitzer wollten sich nicht von ihrem Land trennen und die Eisenbahn verderbe den Boden. So wich die Bahnhofsgesellschaft von ihrem ortsnahen Plan ab und baute die Bahnstrecke etwa 1 km östlich Richtung Moor.

Anfangs war nämlich geplant, denselben am sog. "Heidwege" (heute B 3) zu bauen. Den weisen Reden der Besitzer jener in Frage kommenden Landstücke ist es zu verdanken, daß dieser Plan nicht ausgeführt wurde, "da dei Bahn dann all dat schöne Lann bin Dörpe verdorben harr." Später erst, als man merkte, daß man vom Dorfe aus einem schlechten Wege zum Bahnhof folgen mußte, der von der Dorfmitte etwa 1300m und von der Landstraße (heute Alte B 3) sogar 1800m entfernt lag, bedauerte man den Bau soweit außen.

Am 17. April 1910 konnte die Einweihung und damit die Freigabe zur Benutzung stattfinden. Der Fahrplanbetrieb wurde am 23. April aufgenommen und zugleich damit die Personenpost Bergen-Soltau aufgehoben. Wie so oft im Leben stellte sich nun heraus, daß der Weg vom Dorf zum Bahnhof ein beschwerlicher war.

Am 15. Februar 1914 wurde eine Kieskuhle bei Becklingen und am 19. September 1914 die Kartoffelflockenfabrik in Beckedorf an des Netz angeschlossen. 1914 erhält auch das Dorf elektrisches Licht, die Häuser am Bahnhof erhalten es erst nach dem 2. Weltkrieg durch eine Überlandleitung aus Wardböhmen.
Grubenholz für Oberschlesien - Bereits nach der Fertigstellung wird mit der Bahn Holz aus der Forst des Becklinger Holzes transportiert
Foto: (v.l.) Bahnagent, Holzkäufer Dietrich Lindhorst und Vorarbeiter Willi Lindhorst aus Becklingen sowie 5 Arbeiter

In Chroniken findet man auch den Bau einer Baracke im Dezember 1916, der im Januar 1917 beendet war. Die Baracke stand auf der damals sog. Hellwinkelschen Koppel unweit des Becklinger Bahnhofes. Dort arbeiteten 40 kriegsgefangene Engländer, Franzosen und Russen aus dem Soltauer Kriegsgefangenenlager, die durch 4 Landsturm-Wachmannschaften bewacht wurden und Grubenholz herstellten, welches vom Becklinger Bahnhof versandt wurde.

1917 kamen im Mai 10 Stadtkinder mit dem Zuge von Hannover und wurden bis zum 1. Oktober in Pflegefamilien untergebracht. Eines davon beim Abbauer Heinrich Rodehorst am Bahnhof. Dieser führte 1920 die Einwohnerwehr Becklingens und wohnte zu der Zeit in einem Haus hinter der Bahn links (heute Haus Nr. 40 Habermann). Das war das erste Haus am Bahnhof.
Aufnahmedatum ca. 1917/1918. Bild zeigt Haus Rodehorst (heute Habermann, Haus Nr. 40)
Aufnahme von der ehemaligen Schulkoppel aus nordwestlicher richtung aufgenommen.
Foto zur Verfügung gestellt von Arnold Habermann sen., 1988

Auf einer Handskizze des Lehrers Ernst Teichmann findet man im Jahre 1931 die Bahnstrecke und immer noch nur ein Haus nördlich der Moortrift bzw. östlich der Bahn: das von Rodehorst. 1935 ist bereits die Rede einer zweiten Familie vom Bahnhof, die von William Nöschel. Wann genau die Besiedlung am Bahnhof erfolgte, läßt sich schlecht nachvollziehen. Sie folgte aber dem Bau der Bahn und der Haltestelle.

Erst in der Nachkriegszeit kommt es zu erster Bautätigkeit in der "Siedlung am Bahnhof" mit der Entstehung einer Fabrik (Textildruckerei), die heute nicht mehr in Betrieb ist. Es sind nach wie vor nur eine Hand voll Häuser am Bahnhof.

In den 60er Jahren wurde der Landhandel bedeutsam für den Bahnverkehr, Kartoffeln und Zuckerrüben wurden transportiert, an der Strecke befanden sich Schuppen und Rampen.

Doch schon in den 70er Jahren begann die Umstellung von der Schiene auf die Straße und 1976 wurde der Personenverkehr eingestellt. 1978 erfolgte dennoch der der Ausbau der Großen Dorfstraße und der Bahnhofsstraße (Moortrift) vom Dorf bis zur B 3, mit Gehweg und Straßenbeleuchtung. 1983 wurde der kleine Bahnhof abgerissen. 1984 erfolgt trozdem der Weiterbau der Bahnhofstraße von der B3 bis zum Bahnhof, ebenfalls mit Gehweg und Straßenbeleuchtung, denn zwischenzeitlich sind dort einige mehr Häuser gebaut worden.

Letztlich ging 1995 das Licht für den Warentransport aus.
  Das Bild links zeigt den Bahnhof Becklingen, der heute nicht mehr existiert, Datum unbekannt.
Heute befinden sich noch die drei alten Linden dort, die auf dem rechten Bild von 1995 zu sehen sind.
Foto re.: Klaus-Dieter Tröger (http://www.kdtroeger.de)

Neben dem Warentransport war die Strecke früher auch eine Personenverkehrsverbindung zwischen Bergen und Soltau. Heute ist die Strecke Bestandteil der OHE. Es findet Güter- und Militärtransportverkehr auf der Strecke statt. Auch wird die Strecke noch genutzt, um idyllische Fahrten mit dem sog. "Ameisenbär", einem Triebwagen, durchzuführen.

Ansonsten weisen nur noch die drei zur Einweihung dort gepflanzten dicken Linden auf die Stelle des Bahnhofs hin.
 
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